"Herbstlandschaft", 1933
Tempera auf Pressplatte
unten rechts monogrammiert, datiert;
rückseitig, signiert, betitelt, datiert
WVZ Hüneke Nr. 1933-16
- mit handgearbeitetem Modellrahmen -
N 8728
Von erhöhtem Betrachterstandort fällt der Blick auf einen schmalen Flusslauf im Vordergrund und dahinter ansteigende Hügel, auf denen Bauern ihre Felder bearbeiten. Abgeschlossen wird die dicht gestaffelte, bildfüllende Komposition von einem Waldrand im rechten Hintergrund. Das Gemälde entstand im Zusammenhang mit einer Reise, die Heckel im Herbst 1933 durch die Pfalz und Landschaften an der Saar und der Lahn unternahm. Im Mittelpunkt seiner gestalterischen Intention steht das Interesse am Formenreichtum und den Farbfacetten der herbstlichen Landschaft. Eine strenge Tektonik und feste Bildordnung kennzeichnen die Darstellung. Heckels Bildsprache konzentriert sich auf die der Landschaft innewohnenden Strukturen, betont das ornamentale Gefüge der gegenläufigen Felderzonen und Hügelkuppen. Eine klare Rhythmik durchzieht die Erscheinung der Landschaft und bestimmt die Gesamtanlage des Bildes. Unter Verzicht auf plastische Modellierung ist die Topographie einer flächigen Vereinfachung und Stilisierung unterworfen. Das Bild präsentiert sich als zweidimensional gegliedertes Flächenarrangement mit kaum entwickelter tiefenräumlicher Suggestion. Im Zurückdrängen der malerischen Spontaneität zugunsten der Auseinandersetzung mit formalen Strukturmerkmalen der Landschaft ist das Gemälde ein typisches und zugleich herausragendes Beispiel für Heckels Schaffen der 1930er Jahre. Zum Entstehungszeitpunkt des Gemäldes hatten die Nationalsozialisten die internen Differenzen über Ablehnung oder Akzeptanz der Expressionisten noch nicht entschieden. Erst mit der Diffamierungsaktion ”Entartete Kunst”, der auch Heckels Werk zum Opfer fiel, sollte 1937 das Ende der Moderne besiegelt sein. Erstmals öffentlich zu sehen war das Bild 1934 in der Einzelausstellung in der Berliner Galerie Ferdinand Möller. 1935 wählte es Heckel als aktuelles Beispiel für seine Ausstellung in der Kestner–Gesellschaft in Hannover. Danach war die ”Herbstlandschaft” erst wieder 1983 in Ausstellung in München und Berlin vertreten.
(Andreas Gabelmann)