Erich Heckel - Herbstlandschaft, 1933
Tempera auf Pressplatte
70 x 80 cm / gerahmt 100 x 112 cm
27 x 31 inch / gerahmt 39 x 44 inch
unten rechts monogrammiert, datiert: „EH 33“
rückseitig signiert, betitelt, datiert
Werkverzeichnis:
Andreas Hüneke, Erich Heckel. Werkverzeichnis der Gemälde, Wandbilder und Skulpturen,
hrsg. von der Erich-Heckel-Stiftung, München 2017, Nr. 1933-16
– mit handgefertigtem Modellrahmen –
N 8728
Erich Heckel - Herbstlandschaft, 1933
Tempera auf Pressplatte
70 x 80 cm / gerahmt 100 x 112 cm
27 x 31 inch / gerahmt 39 x 44 inch
unten rechts monogrammiert, datiert: „EH 33“
rückseitig signiert, betitelt, datiert
Werkverzeichnis:
Andreas Hüneke, Erich Heckel. Werkverzeichnis der Gemälde, Wandbilder und Skulpturen,
hrsg. von der Erich-Heckel-Stiftung, München 2017, Nr. 1933-16
– mit handgefertigtem Modellrahmen –
N 8728
Über das Werk
Von erhöhtem Betrachterstandort fällt der Blick auf einen schmalen Flusslauf im Vordergrund und dahinter ansteigende Hügel, auf denen Bauern ihre Felder bearbeiten. Abgeschlossen wird die dicht gestaffelte, bildfüllende Komposition von einem Waldrand im rechten Hintergrund. Das Gemälde entstand im Zusammenhang mit einer Reise, die Heckel im Herbst 1933 durch die Pfalz und Landschaften an der Saar und der Lahn unternahm. Im Mittelpunkt seiner gestalterischen Intention steht das Interesse am Formenreichtum und den Farbfacetten der herbstlichen Landschaft. Eine strenge Tektonik und feste Bildordnung kennzeichnen die Darstellung. Heckels Bildsprache konzentriert sich auf die der Landschaft innewohnenden Strukturen, betont das ornamentale Gefüge der gegenläufigen Felderzonen und Hügelkuppen. Eine klare Rhythmik durchzieht die Erscheinung der Landschaft und bestimmt die Gesamtanlage des Bildes. Unter Verzicht auf plastische Modellierung ist die Topografie einer flächigen Vereinfachung und Stilisierung unterworfen. Das Bild präsentiert sich als zweidimensional gegliedertes Flächenarrangement mit kaum entwickelter tiefenräumlicher Suggestion. Im Zurückdrängen der malerischen Spontaneität zugunsten der Auseinandersetzung mit formalen Strukturmerkmalen der Landschaft ist das Gemälde ein typisches und zugleich herausragendes Beispiel für Heckels Schaffen der 1930er Jahre. Zum Entstehungszeitpunkt hatten die Nationalsozialisten die internen Differenzen über Ablehnung oder Akzeptanz der Expressionisten noch nicht entschieden. Erst mit der Diffamierungsaktion Entartete Kunst, der auch Heckels Werk zum Opfer fiel, sollte 1937 das Ende der Moderne besiegelt sein. Erstmals öffentlich zu sehen war das Bild 1934 in der Einzelausstellung der Berliner Galerie Ferdinand Möller. 1935 wählte Heckel es als aktuelles Beispiel für seine Ausstellung in der Kestner Gesellschaft in Hannover. Danach war die Herbstlandschaft erst wieder 1983 in einer Ausstellung in München und Berlin vertreten.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Andreas Gabelmann, Kunsthistoriker
Dr. Andreas Gabelmann, Kunsthistoriker, geb. 1967 in Landau. Studium der Kunstgeschichte, Baugeschichte und Literaturwissenschaft in Karlsruhe und Bamberg. 1999 Promotion über den badischen Expressionisten August Babberger (1885-1936). 2000 bis 2002 Volontariat am Brücke-Museum Berlin. 2003 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Städtischen Kunstmuseum Singen. Seit 2005 tätig als freier Kunsthistoriker, Autor und Kurator für Museen, Kunstvereine, Galerien, Stiftungen, Künstlernachlässe, Presse und Verlage in Deutschland und der Schweiz. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst der Klassischen Moderne mit Schwerpunkt Expressionismus und zur Gegenwartskunst. Nach langjähriger Forschungstätigkeit Publikation des neuen Werkverzeichnisses der Druckgraphik von Erich Heckel (erscheint Herbst 2021). Lebt und arbeitet in Radolfzell am Bodensee.