Über das Werk
Der 1904 in Mülheim an der Ruhr geborene Heinrich Siepmann begann sein künstlerisches Schaffen an der Kunstgewerbeschule in Essen. In seinen frühen Zeichnungen und Aquarellen aus den 1930er- und 1940er-Jahren reichte Siepmanns Interesse als gegenständlicher Zeichner von Stillleben und Landschaften hin zu Architekturen und Städten. Nach der Kapitulation und dem Kriegsende und der damit verbundenen, verheerenden Zerstörung Deutschlands führte nach 1945 auch Siepmanns künstlerischer Weg in die Ungegenständlichkeit. Aus der Abstraktion der Architekturen, Gegenstände und Landschaften entwickelte Siepmann seinen eigenständigen Formenkanon.
Über die Auseinandersetzung mit Strukturen und ihrer Rhythmisierung, wie beispielsweise Gittergerüsten, entwickelte der Maler seine eigene künstlerische Handschrift voll empfindsamer Farbgebung. Bis zu seinem Lebensende im Jahr 2002 blieb Heinrich Siepmann ein immerwährend forschender und suchender Künstler.
Das vorliegende Blatt zeigt eine Collage in einer dynamischen Diagonalkomposition. Verschiedene Rechteckformen, mittig ins Bild gesetzt, scheinen über dem Bildgrund zu schweben und sich in ständiger Rotation zu befinden. Siepmann wiederholt die verschiedenen Bildelemente innerhalb des zentralen Bildkörpers und entwickelt dadurch eine harmonische Komposition. Während die beiden größten, schwarzen Bildteile das mittige Rechteck an dessen Kopfseiten rahmen, begleiten es schmale blaue Elemente an seinen Längsseiten. Das weiße Recheck in der Mitte wird durch ein graues Kartonelement akzentuiert, das sich in etwas größer nochmals als Basis für das blaue schmale Element unterhalb wiederholt. Siepmanns Collage weist eine ebenso einfache wie klare und in sich ausponderierte Komposition auf, die für den Betrachter immer wieder faszinierend ist.
(Andrea Fink)