Heinrich Siepmann

* 30.11.1904 | Mülheim an der Ruhr
† 16.12.2002 | Mülheim an der Ruhr

Heinrich Siepmann – nach dem Zweiten Weltkrieg Mitbegründer der Recklinghauser Künstlergruppe junger westen – gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der zweiten Konstruktivistengeneration in Deutschland. Der vielseitige Kosmos seiner geometrischen Bildsprache ist geprägt durch eine harmonische Bildarchitektur und eine ausgewogene Farbgestaltung. Collagen aus zerschnittenem Papier, Karton, Wellpappe oder Fundstücken wie etwa Kaffeetütenfolien begleiten als freie Experimentierfelder seine Leinwandbilder seit Beginn seines Schaffens.


Werke von Heinrich Siepmann

Vita Heinrich Siepmann

1904

Geboren in Mülheim an der Ruhr

1920er Jahre

Erste Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst durch die Freundschaft mit dem Maler Max Schultze-Sölde. Siepmann fühlt sich zunächst Künstlern wie Vincent van Gogh und Käthe Kollwitz verbunden.

1925–27

Künstlerische Ausbildung an der Folkwangschule, Essen. Er studiert bei Joseph Enseling, Karl Kriete und Josef Urbach und probiert sich in verschiedenen Techniken und Stilen.

1926

Im Unterricht bei Karl Kriete entsteht ein bemerkenswerter, gegenstandsfreier Glasfensterentwurf mit geometrischen Flächensegmenten. 

1927

Nach dem Sommersemester bricht er das Studium ab, da die Schwerpunkte nicht seinen künstlerischen Interessen entsprechen.

1928–32

Siepmann arbeitet als freier Maler und pendelt zwischen Mülheim und Berlin, kann jedoch auf Dauer nicht Fuß fassen in der Hauptstadt. In Skizzenbüchern hält er mit Tusche und Bleistift die Eindrücke aus der Metropole fest.  

1932

Endgültige Rückkehr nach Mülheim.

Mithilfe von Reisestipendien lernt er verschiedene Regionen Deutschlands und der Niederlande kennen. Er hält seine Eindrücke in Aquarellen, Bleistiftstudien und Grafiken fest: die ostfriesische Küste, Lübeck, den Walchensee, Xanten und Amsterdam. Die Arbeiten werden innerhalb von Gruppenausstellungen im Städtischen Museum Mülheim und im Museum Folkwang, Essen, gezeigt.  

1937

Einjähriger Aufenthalt in München. Er kopiert die Werke Alter Meister in der Alten Pinakothek und übt sich in deren Maltechniken.

1938

Er besucht die Staatsschule für angewandte Kunst in Nürnberg und entwirft dort Teppiche mit Motiven aus Till Eulenspiegel.

Bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wird, verbringt er ein Jahr in Heilbronn und kopiert im Auftrag der Stadt Mülheim ein Bild des Malers Joseph Winkelierer, eines Angehörigen der Düsseldorfer Malerschule. Die Kopie wird Pfingsten 1941 im Städtischen Museum Mülheim gezeigt.

1941–45

Siepmann leistet seinen Militärdienst zunächst als Brückenwachsoldat am Rhein und wird später nach Flandern, Frankreich und Italien versetzt. Er beschäftigt sich weiterhin mit Landschaftsaquarellen und Ortsansichten. Schon zu dieser Zeit lässt sich eine gewisse klare, konstruktive Bildsprache in seiner Kunst erkennen.

1945

Im Sommer kehrt er über verschiedene Gefangenenlager der Alliierten nach Mülheim zurück.

Erste Ausstellung seiner Werke im Ratsherrensitzungszimmer des Duisburger Rathauses mit Heinrich Gertges.

1948

Heirat mit Trudel Kiwitz.

Es entstehen Bilder der Trümmerlandschaften, Darstellungen von tanzenden Marionetten, Masken und Tod sowie zahlreiche Stillleben.

Zusammen mit Emil Schumacher, Karl Otto Götz und Kurt Lehmann erhält er den Kunstpreis junger westen der Stadt Recklinghausen.

Siepmann gründet mit den Künstlerkollegen Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Ernst Hermanns, Emil Schumacher und Hans Werdehausen die Gruppe junger westen mit dem Ziel, nach Nationalsozialismus und den Verheerungen des Krieges den Anschluss an die internationale Moderne wiederzufinden. Die erste Präsentation ihrer Werke findet vom 4. September bis 3. Oktober in einem Saal des Hotels Engelsburg in Recklinghausen statt.

Die Wanderausstellung Französische Abstrakte Malerei wird zum prägenden Erlebnis für Siepmann. Hier findet er ungegenständliche Kunst, die ihn auf der Suche nach einer eigenen Bildsprache zur Auseinandersetzung mit geometrischen Formen inspiriert.

1950–57

Die Arbeiten dieser Jahre sind bestimmt von schwebenden Farbflächen und spannungsreichen Kompositionen mit linearen Elementen.

1953

Siepmann wird Mitglied des Westdeutschen Künstlerbundes.

Sein Sohn Heinrich wird am 24.6. geboren.

1954

Siepmann erhält den Kunstpreis junger westen der Stadt Recklinghausen.

1955–59

Die Konzentration auf die formalen Aspekte in Siepmanns Bildern weicht nun einer stärkeren Fokussierung auf die materielle Präsenz der Farbe. Die Formen lösen sich auf und es entsteht eine nahezu fleckenhafte Malweise.

1956

Er wird Mitglied des Deutschen Künstlerbundes.

1959–69

Es entstehen tachistisch beeinflusste, ungegenständliche Bilder, die in den frühen 1960er Jahre Titel tragen wie Im Wirbel oder Spiralthema.

1962

Er wird mit dem Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr geehrt.

1964

Siepmann erhält den Auftrag zur Gestaltung eines Wandteppichs für das Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen und besinnt sich auf die geometrischen Darstellungsmöglichkeiten einer früheren Arbeit von 1954 mit dem Titel Weißer Dreiklang. Der Teppich mit dem gleichnamigen Titel wird 1965 fertiggestellt und gehört heute der Kunsthalle Recklinghausen. Er befindet sich weiterhin im Ruhrfestspielhaus.

1970

Beginn einer konstruktiven Phase und Hinwendung zu deutlich reduzierten Kompositionen, in denen die Emotion gegenüber der Ratio im Gestaltungsprozess zurücktritt. In den 1970er Jahren entstehen auch die ersten konstruktiven Collagen.

1979

Karl-Ernst-Osthaus-Preis der Stadt Hagen und Kunstpreis der Künstler Düsseldorfs.

1980

Gastaufenthalt in der Villa Romana, Florenz.

1981

Grand Prix der 3. Internationalen Biennale für Druckgraphik in Seoul, Südkorea.

1989/90

Retrospektive in Bochum, Düsseldorf und Ahlen.

Ende der 1980er Jahre beginnt er, die Leinwand über den Keilrahmen hinweg zu gestalten.

1994

Auszeichnung mit dem Ehrenring der Stadt Mülheim an der Ruhr.

1997

Siepmann wird mit dem Ida-Gerhardi-Preis, Lüdenscheid, geehrt.

1999

Anlässlich einer großen Ausstellung im Essener Zollverein und in der Kunsthalle Recklinghausen gibt Ferdinand Ullrich den Band Heinrich Siepmann. Monographie. Werkverzeichnis der Gemälde heraus.

2001

Umfangreiche Werkschau im Staatlichen Russischen Museum Sankt Petersburg.

2002

Heinrich Siepmann stirbt im Dezember im Alter von 98 Jahren in Mülheim.

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