Über das Werk
Im extrem schlanken Hochformat entfaltet sich der harmonische Farbübergang von tiefem Rotorange zu grünlichem Gelb als fließender Prozess von oben nach unten. "Mehr Licht" nannte Rupprecht Geiger seine Komposition, in der er der elementaren Energie von Farbe im Zusammenspiel mit Helligkeit, Fläche und Raum nachspürte. So gewinnt die Farbe in seinen von äußerster Schlichtheit und bedingungsloser Konsequenz der Bildsprache geprägten Gemälden eine transzendente Wirkung, die den Betrachter ebenso emotional wie geistig ansprechen soll. "Farbe hat wie Licht Anspruch, in die Reihe der Elemente eingestuft zu werden - Feuer, Wasser, Luft, Farbe, Licht und Erde", erklärte Geiger die Bedeutung der Farbe für sein Schaffen. Von jeder beschreibenden Funktion oder formalen Begrenzung losgelöst, erklärt Geiger die Farbe zur absoluten Eigenkraft, die in seinen minimalistisch anmutenden Werken gleichermaßen zur Materie gerinnt wie sich auch zur sinnlich-atmosphärischen Aura entmaterialisiert. Auf faszinierende Weise begegnet das vorliegende Gemälde dem Betrachterauge wie ein glühendes Leuchtobjekt, in dem Farbe und Licht zu einer einzigartigen Synthese finden.
(Andreas Gabelmann)