Über das Werk
Gotthard Graubners Papierarbeiten offenbaren einen deutlichen Bezug zu den sogenannten Kissenbildern des Künstlers. Die farbgetränkten Polster dieser Werke dehnen sich nicht nur als optische Täuschung, sondern real und plastisch in den Raum hinein aus. Die psychische Wirkung von Farbe und Licht ist das zentrale Thema seiner Arbeit: „Meine Bilder sind Spiegel des Lichts”, so der Künstler 1967. „Das Licht wird von der gespannten Haut der Bilder zurückgeworfen, es dringt unter die Haut, weckt die Farben, sättigt sich an ihnen, füllt die Hohlräume und lässt den Puls der Farben durch die Haut nach außen dringen.”
Das vorliegende Aquarell lebt durch die Aktion und Vermischung der Farben: Das Grün entsteht aus dem Miteinander der transparenten gelben und blauen Farbe, ein Rot lässt sich aus dem Violett erahnen, alles ist von einem hauchzarten Schwarz durchdrungen, das nach unten hin deutlicher wird und Schwere vermittelt. Die Farben sind nicht eindeutig, sie sind nebulös, durchdringen einander, vermischen sich und bleiben doch sie selbst. Trotz aller Freiheit ist das Blatt ein meisterhaft gestaltetes Ganzes, ein Farbraumuniversum.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Eva Müller-Remmert, Kunsthistorikerin