Erich Heckel - Phlox, 1921
Aquarell und Deckfarben über Bleistift auf Papier
59 x 46 cm / gerahmt 82 x 67 cm
23 x 18 inch / gerahmt 32 x 26 inch
signiert, datiert, betitelt "Erich Heckel 21 Phlox ( klein unter der Signatur )
N 9453
Erich Heckel - Phlox, 1921
Aquarell und Deckfarben über Bleistift auf Papier
59 x 46 cm / gerahmt 82 x 67 cm
23 x 18 inch / gerahmt 32 x 26 inch
signiert, datiert, betitelt "Erich Heckel 21 Phlox ( klein unter der Signatur )
N 9453
Über das Werk
In jeder seiner Werkphasen malt Erich Heckel Stillleben – über die Jahrzehnte hinweg in allen Techniken, mit wechselnden Motiven, unterschiedlichen Bildauffassungen und Malweisen sowie einer immer wieder neuen Leidenschaft für das Genre der unbelebten Dinge. Exotische Artefakte und Möbel, Früchte und Blumen, Schalen und Vasen, Wandbilder und Stoffe arrangiert er dabei zu dekorativen Ensembles.
Zu Anfang der 1920er Jahre erfährt das Sujet einen ersten Höhepunkt im Werk des expressionistischen Malers. Der Weltkrieg, geprägt von Erschütterungen und Entbehrungen, liegt hinter ihm und eine neue Zeitrechnung, ein neuer Lebens- und Werkabschnitt hat begonnen. Der symbolische Charakter der Kriegsstillleben mit verdorrten Pflanzen und tristen Interieurs weicht nun vor allem Blumenbildern, die von einer erneuten Zuwendung zum Dasein, einem Wiedererwachen von Vitalität und Lebensfreude geprägt sind. Zu ihnen gehört auch das „Phlox“-Aquarell des Jahres 1921. Das überschaubare Repertoire der Gegenstände ist schnell benannt: Eine dickbauchige schwarze Vase mit einigen Blütenzweigen auf einem kleinen Tisch mit blauer Tischdecke, daneben ein kleiner Stapel Bücher, das obere aufgeschlagen. Der Bildaufbau dagegen ist überaus komplex. Betrachtet man genauer die dem Blatt zugrundeliegende Komposition, so wird man eine Diagonale ausmachen, die von der linken oberen zur rechten unteren Bildecke führt und die Fläche in zwei Dreiecke aufteilt, die einer unterschiedlichen formalen Auffassung folgen: Während ruhige, groß angelegte Flächen die linke untere Bildhälfte dominieren, so ist die rechte von kleinteiligen Bildstrukturen, von einem munteren Spiel der Linien und Formen, einem Geflecht von Farben und Mustern geprägt, in dem sich Blüten und Blätter, Pinselstriche und dekorative Ornamente zu einer bewegten Komposition durchdringen.
Das eigentlich Bestechende und Außergewöhnliche an diesem meisterlichen Stillleben aber ist seine Farbigkeit: Das fantastische Blau, welches einen großen Teil der Bildfläche einnimmt. Es bestimmt die Tischdecke ebenso wie die großen, tiefblauen Blütendolden der Flammenblume, die – so heißt es – in den Morgen-und Abendstunden ihre größte Leuchtkraft entwickeln.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Doris Hansmann, Kunsthistorikerin
Studium der Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Anglistik und Romanistik an der Universität zu Köln, 1994 Promotion. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstmuseum Düsseldorf. Lektorin und Projektmanagerin im Wienand Verlag, Köln. Freiberufliche Tätigkeit als Autorin sowie Lektorin und Buchproduzentin für Verlage und Museen im In- und Ausland. Ab 2011 Cheflektorin im Wienand Verlag, von 2019 bis 2021 Senior Editor bei DCV, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft, Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.