Über das Werk
Rationalität und Gefühl, formale Strenge und malerische Vielfalt eröffnen den Rezeptionsrahmen für dieses Leinwandgemälde von Heinrich Siepmann. Es ist konstruktiv und malerisch zugleich. Linien, die deutlich erkennbar mit der Hand aufgetragen sind, lockere Farbaufträge, die sich nicht an das vorgegebene formale Gerüst halten, hier und da ein Durchblitzen der Leinwand – aus diesem Spannungsfeld erwächst die unverwechselbare Aura des Gemäldes mit dem nüchternen Titel B 8 / 2002.
Zu keinem Zeitpunkt seines langjährigen Schaffens war der Künstler ein strenger Purist, niemals erliegen seine Werke ihrer statischen Ordnung, immer sind sie geprägt von künstlerischer Intuition und einer großen Sensibilität für eine feinfühlige Orchestrierung der Farbe. Es ging Heinrich Siepmann nach eigener Aussage darum, „einen Bildorganismus zu erstellen, der in sich Raum, Fläche und Konzeption vereinigt, den Formenkanon auf den einfachsten Nenner bringt und in der malerischen Behandlung Farbmaterie, Sensibilisierung, Gleichklang und Spannung erstrebt.“
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Doris Hansmann, Kunsthistorikerin
Studium der Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Anglistik und Romanistik an der Universität zu Köln, 1994 Promotion. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstmuseum Düsseldorf. Lektorin und Projektmanagerin im Wienand Verlag, Köln. Freiberufliche Tätigkeit als Autorin sowie Lektorin und Buchproduzentin für Verlage und Museen im In- und Ausland. Ab 2011 Cheflektorin im Wienand Verlag, von 2019 bis 2021 Senior Editor bei DCV, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft, Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.