Über das Werk
Bernard Schultze setzte sich Zeit seines Lebens mit dem "inneren Vorgang des Machens" auseinander: "Ich möchte so passiv wie möglich sein, möchte mit jedem Schritt – und das Ganze ist additiv eine Anzahl von Schritten – in eine unvorhergesehene Situation geraten, eine gewisse Form der Trance, ein Sich–Einpendeln auf ein sich dadurch erst zu Bildendes, wobei der kontrollierende Intellekt sofort parat sein muß." (Bernard Schultze, Migof–Reden – Texte und Zeichnungen, 1971, S.68).
Begonnen hatte der Künstler mit dieser Vorgehensweise bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs: "Damals arbeitete ich schon, ohne je etwas von Breton gehört zu haben, 'unter dem Diktat des Unbewußten'". (Kat. Bernard Schultze, "Im Labyrinth", Berlin 1980).
Hinweis auf die weitgehend intuitive Arbeitsweise des Künstlers liefert auch der programmatische Titel des vorliegenden Blattes "quer durch den Dschungel des Ich". Lichte Strukturen aus Bleistift und Aquarell, die stellenweise sogar Figürliches erahnen lassen, werden überlagert von schwarzen Linien und Strichen. Wuchernd, sich teilweise scheinbar dreidimensional zu einem undurchdringlichen Dickicht verdichtend, birgt die Komposition auch ein Moment der Zerstörung und des Infragestellens. Wachsen und Vergehen, wesentliche Kennzeichen im Werk Bernard Schultzes gelangen so zu einem Ausdruck grundlegender Selbsterfahrung.
(Dr. Barbara Hermann)