Siegward Sprotte - Kampener Stenogramme, 1993
Gouache on paper
51 x 66 cm / framed 72 x 85 cm
20 x 25 inch / framed 28 x 33 inch
N 9465
Siegward Sprotte - Kampener Stenogramme, 1993
Gouache on paper
51 x 66 cm / framed 72 x 85 cm
20 x 25 inch / framed 28 x 33 inch
N 9465
About the work
Der Titel Kampener Stenogramme verweist auf das Miteinander von Malerei und Sprachzeichen im Werk von Siegward Sprotte. Der Künstler beschäftigte sich gleichermaßen mit der Bildenden Kunst wie auch mit der Schrift. Sein Atelierhaus in Kampen auf Sylt war ein Ort der Begegnung von Bildender Kunst, Musik und Gespräch. Sprotte versammelte hier in regelmäßigen Abständen renommierte Maler, Dichter, Philosophen, Theologen, Wissenschaftler und Kunsthistoriker, um mit ihnen einen eloquenten Austausch zu pflegen. Sprotte reiste viel, war zu Besuch etwa bei Hermann Hesse in Montagnola, dem Philosophen Karl Jaspers in Basel und Eugen Herrigel in Partenkirchen, der ein Anhänger des japanischen Bogenschießens war. Auch seine Begegnungen mit dem indischen spirituellen Lehrer Jiddu Krishnamurti haben ihn stark beeinflusst, lehrte der Yogi doch in der Meditation, den Geist zu beobachten, um dadurch vollständige geistige Freiheit zu erlangen.
Aufmerksame und unmittelbare Beobachtung führten Sprotte auch zur Befreiung vom Bildgegenstand. In den Kampener Stenogrammen erinnert die gesamte Pinselführung an das schnelle Niederschreiben ineinanderfließender Schriftzeichen oder eben an stenografische Schriftkürzel. Mit zunehmender Reduktion seiner Bildmittel steigerte der Maler die Ausdruckskraft und das seelische Erleben seiner Werke. In den Jahren 1969/70 vollzog Sprotte dann endgültig den Weg von der Seelandschaft zur „Sehlandschaft“(1).
1 Zit. nach Margret Schütte, „,Aug in Auge mit dem Horizont‘. Das Spätwerk Siegward Sprottes“, in: Die Welt farbig sehen. Siegwart Sprotte. Retrospektive, hrsg. von Jutta Gölzmann und Thomas Gädeke, Ausst.-Kat. Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottdorf in Kloster Cismar, 2013, Bönen 2013, S. 116–131, hier: S. 123.
Text authored and provided by Dr Andrea Fink, art historian
The art historian, curator and freelance publicist Andrea Fink studied art history, cultural studies and humanities, modern history and philosophy in Bochum and Vienna. Doctorate in 2007 on the work of the Scottish artist Ian Hamilton Finlay. As a freelance curator and art consultant, her clients include, among others, the Kunstverein (art association) Ahlen, Kunstverein Soest, Wella Museum, Museum am Ostwall Dortmund, ThyssenKrupp AG, Kulturstiftung Ruhr, Osthaus Museum Hagen, Franz Haniel GmbH, Kunsthalle Krems, Austria.