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Eines meiner Lieblingsbilder in der aktuellen Ausstellung:
Rupprecht Geiger, 735/81, 1981
Ein Gastbeitrag von Dr. Doris Hansmann
10.11.2021 • Galerie NEHER
Wollte man sich kurz fassen, die Bildbeschreibung wäre in wenigen Worten erledigt: eine nahezu quadratische, großformatige Leinwand mit glatter, gespritzter Oberfläche in einem fließenden Farbverlauf von reinem Magenta zu einem klaren, leuchtenden Rot.
Aber was genau ist es, das die Anziehungskraft eines solchen Gemäldes ausmacht, das, was man als seine Aura bezeichnen würde? Was ist es, das mich persönlich immer wieder zu den Bildern von Rupprecht Geiger hinzieht?
Es sind der makellos gleichmäßige Farbauftrag, die feinst nuancierten, überaus zarten farbigen Verläufe, die intensive Kraft des energiegeladenen Rots und das Spannungsfeld zwischen diesem lebendigen Farbkosmos und dem strengen formalen Minimalismus, welche die Qualität dieses Bildes ausmachen.
Das Eigentliche aber kommt erst später zum Vorschein, ergibt sich erst dann, wenn man sich in die Farbe versenkt, sich in die Tiefe der roten Leinwand hineinsaugen lässt, in eine meditative Stille und Kontemplation eintaucht. Dann irgendwann kommt der magische Moment, in dem die Farbe leise zu schwingen beginnt, sich das Bild räumlich auszudehnen und gleichsam von der Wand zu lösen scheint, sich sanft entmaterialisiert. Es ist diese Grenzerfahrung des Sehens, welche für mich die Malerei von Rupprecht Geiger ausmacht und mich immer wieder fasziniert.
Blick in die Galerie Neher mit Rupprecht Geiger, 735/81, 1981