Emil Nolde - Sonnenblumen mit Pfingstrosen, um 1930
Aquarell auf Japanpapier
36 x 48 cm / gerahmt 70 x 80 cm
14 x 18 inch / gerahmt 27 x 31 inch
unten rechts signiert: „Nolde“
mit handgefertigtem Modellrahmen und spiegelfreiem, UV-absorbierendem Glas
N 9139
Expertise:
Fotoexpertise Prof. Dr. Manfred Reuther, ehemaliger Direktor der Nolde Stiftung Seebüll vom 3.11.2014
Provenienz:
Sammlung Ernst Henke, Essen
(vermutlich direkt bei Emil Nolde gekauft) (mündliche Auskunft Prof. Dr. Manfred Reuther vom 29.5.2018)
Ausstellungen:
Essen, Galerie Neher, Frühjahr 2020. Kunst aus dem 20. Jahrhundert, Katalog mit farbiger Abbildung Seite 27
Emil Nolde - Sonnenblumen mit Pfingstrosen, um 1930
Aquarell auf Japanpapier
36 x 48 cm / gerahmt 70 x 80 cm
14 x 18 inch / gerahmt 27 x 31 inch
unten rechts signiert: „Nolde“
mit handgefertigtem Modellrahmen und spiegelfreiem, UV-absorbierendem Glas
N 9139
Expertise:
Fotoexpertise Prof. Dr. Manfred Reuther, ehemaliger Direktor der Nolde Stiftung Seebüll vom 3.11.2014
Provenienz:
Sammlung Ernst Henke, Essen
(vermutlich direkt bei Emil Nolde gekauft) (mündliche Auskunft Prof. Dr. Manfred Reuther vom 29.5.2018)
Ausstellungen:
Essen, Galerie Neher, Frühjahr 2020. Kunst aus dem 20. Jahrhundert, Katalog mit farbiger Abbildung Seite 27
Über das Werk
Blumen- und Gartenbilder machen einen wesentlichen Bestandteil im Schaffen von Emil Nolde aus. Seine Faszination für dieses Motiv, das sein Werk zeitlebens prägte, schilderte der Maler mit den Worten: „Die Farben der Blumen zogen mich unwiderstehlich an, und fast plötzlich war ich beim Malen. […] Die blühenden Farben der Blumen und die Reinheit dieser Farben, ich liebte sie. Ich liebte die Blumen in ihrem Schicksal: emporschießend, blühend, leuchtend, glühend, beglückend, sich neigend, verwelkend.”
Aus dem unmittelbaren, einfühlenden Erleben der ursprünglichen Natur heraus und inspiriert von den üppig wuchernden Blumengärten, die seit etwa 1905 die Umgebung seines Hauses auf der Ostseeinsel Alsen und später in Seebüll kennzeichneten, begann Nolde, sich in zahlreichen Gemälden und Aquarellen intensiv mit der Farbigkeit, der physischen Präsenz, Ausdruckskraft und emotionalen Ausstrahlung jenes Sujets auseinanderzusetzen. Dabei interessierten ihn weniger sorgsam arrangierte Sträuße in Vasen, sondern vor allem das freie Wachstum der Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung als Teil einer lebendigen Urnatur.
Im Aquarell erkannte Emil Nolde das ideale Medium zur Umsetzung seiner künstlerischen Intentionen. Im ungehemmten Fluss der Farben auf dem saugkräftigen Japanpapier erkundete er die Möglichkeiten unkonventioneller Bildgestaltung. Die zu maximaler Leuchtkraft gesteigerte Farbe gewinnt an expressivem Eigenwert, der Verzicht auf akkurate Formgebung oder exakte Details beschwört die Macht des reinen Kolorits durch den virtuosen Einsatz der Nass-in-Nass-Technik, bei der die Farben mit dem Pinsel auf das zuvor angefeuchtete Papier aufgetragen werden: Unscharfe Konturen, diffuse Überlagerungen, transparente Verläufe, Schlieren und Wasserränder sowie aufgelockerte Durchdringungen von Farbe und Fläche, Bildgegenstand und Umraum bestimmen Aussage und Wirkung der Blumenaquarelle. Formatfüllend und nahsichtig in Szene gesetzt, gewinnt das schmuckvolle Motiv im engen Bildausschnitt an Wucht und Monumentalität. Häufig schimmert das Blattweiß von hinten durch die Farbbezirke hindurch und intensiviert ganz wesentlich die enorme Strahlkraft der Farben. In charakteristischer Manier für seine farb- und lichthaltige Malerei nutzte Nolde die besonderen Eigenschaften des Aquarells. Mit raschem, aus der unmittelbaren Beobachtung gewonnenem Pinselduktus ist das Eigenleben der Farben energisch betont. Verdichtungen und Auflösungen von Formen und Flächen verleihen der Darstellung eine authentische Frische und expressive Leichtigkeit. Mit dem vorliegenden, ebenso expressiv wie delikat gestalteten Blumenstück erweist sich Nolde als ein Hauptmeister der Aquarellkunst des 20. Jahrhunderts.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Andreas Gabelmann, Kunsthistoriker
Dr. Andreas Gabelmann, Kunsthistoriker, geb. 1967 in Landau. Studium der Kunstgeschichte, Baugeschichte und Literaturwissenschaft in Karlsruhe und Bamberg. 1999 Promotion über den badischen Expressionisten August Babberger (1885-1936). 2000 bis 2002 Volontariat am Brücke-Museum Berlin. 2003 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Städtischen Kunstmuseum Singen. Seit 2005 tätig als freier Kunsthistoriker, Autor und Kurator für Museen, Kunstvereine, Galerien, Stiftungen, Künstlernachlässe, Presse und Verlage in Deutschland und der Schweiz. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst der Klassischen Moderne mit Schwerpunkt Expressionismus und zur Gegenwartskunst. Nach langjähriger Forschungstätigkeit Publikation des neuen Werkverzeichnisses der Druckgraphik von Erich Heckel (erscheint Herbst 2021). Lebt und arbeitet in Radolfzell am Bodensee.