(Armand Pierre Fernandez) Arman - Red Paint Tubes, 1987
Rote Maltuben auf Leinwand in einer Plexiglas-Box
103 x 87 x 11 cm
40 x 34 x 4 inch
signiert, datiert
N 9426
(Armand Pierre Fernandez) Arman - Red Paint Tubes, 1987
Rote Maltuben auf Leinwand in einer Plexiglas-Box
103 x 87 x 11 cm
40 x 34 x 4 inch
signiert, datiert
N 9426
Über das Werk
Am 27. Oktober 1960 gründete der französische Kunstkritiker und Kulturphilosoph Pierre Restany (1930–2003) in Yves Kleins Pariser Wohnung die Bewegung Les Nouveaux Réalistes. Diese lose Künstlervereinigung, die sich bereits 1963 wieder auflöste, umfasste an diesem Abend neben Restany selbst auch Yves Klein und die Künstler Arman (eigtl. Armand Pierre Fernandez), François Dufrêne, Raymond Hains, Martial Raysse, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Jacques de la Villeglé. In dem von Restany verfassten Manifest wandten sich die Künstler gegen das Informel und den Abstrakten Expressionismus und konstatierten: „Die Malerei an der Staffelei […] hat ihre Zeit gehabt. Heute tut sie die letzten, manchmal noch großzügigen Atemzüge einer langen Alleinherrschaft.“ (zit. nach: Roland Wetzel, „Vorwort“, in: Arman, Ausst.-Kat. Museum Tinguely Basel 2011, S. 18.)
Die Nouveaux Réalistes entwickelten einen vollkommen neuen Kunstbegriff. Mit neuen Techniken und gefundenen Materialien sollte die Realität des täglichen Lebens in die Kunst integriert werden. Der Begriff Nouveau Réalisme bedeutete für die Künstler der Bewegung eine „neue Annäherung der Wahrnehmungsfähigkeit an das Reale“ („Nouveau Réalisme = nouvelles approches perceptives du réel“, übers.: „neue Wahrnehmungsansätze zur Realität"). Alltagsgegenstände (objets trouvés) wurden Kunst: Musikinstrumente, Fernseher, Schallplattenspieler, Fahrräder, Werkzeuge und sogar der Inhalt von Mülleimern und vieles mehr.
Bei der Arbeit Red Paint Tubes handelt es sich um eine Akkumulation roter Farbtuben. In drei nicht vollkommen exakt installierten Reihen ordnete Arman je 17 rote, mit der Öffnung nach unten gerichtete Farbtuben an, deren Inhalt in mehr oder weniger verschlungenen Bahnen über die Leinwand rinnt. Ihre abgeschraubten Deckel sind mit dem Gewinde nach oben ebenfalls auf der roten Leinwand angebracht. Diese Installation präsentiert Farbtuben als ästhetische Objekte: Durch die Anhäufung gleicher Gegenstände in unterschiedlichem Gebrauchszustand verdeutlicht Arman sowohl deren Gemeinsamkeiten als auch ihre jeweilige Einzigartigkeit. Jede Tube hinterließ eine etwas andere Farbspur auf der Leinwand und sieht in ihrem benutzten Zustand ein wenig anders aus. So werden alltägliche Dinge zunächst als identisch, plötzlich aber als einzigartig und individuell wahrgenommen.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Andrea Fink, Kunsthistorikerin
Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und freie Publizistin Andrea Fink hat in Bochum und Wien Kunstgeschichte, Kultur- und Geisteswissenschaften, Neuere Geschichte und Philosophie studiert. 2007 folgte die Promotion zum Werk des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay. Als freie Kuratorin und Kunstberaterin zählen zu ihren Auftraggebern u.a. Kunstverein Ahlen, Kunstverein Soest, Wella Museum, Museum am Ostwall Dortmund, ThyssenKrupp AG, Kulturstiftung Ruhr, Osthaus Museum Hagen, Franz Haniel GmbH, Kunsthalle Krems, Österreich.