Über das Werk
Walter Bertelsmann darf als letzter der „Alten Worpsweder Meister” gezählt werden, denn von 1902 bis 1904 war er Schüler von Hans am Ende. Er wirkte sein Leben lang als Landschaftsmaler in der Künstlerkolonie und ist dem Charakter seiner Kunst durch die Zeiten treu geblieben. Begonnen hatte er seine Karriere als Tabakkaufmann in Bremen, bevor er sich endgültig für die Malerei entschied. Abwechselnd arbeitete er im Atelier oder unter freiem Himmel und schuf Werke von impressionistisch anmutender Leichtigkeit. Besonders interessierte ihn die Darstellung des Wassers, wie auch dieses Bild deutlich macht. Als Unterweser wird der Flussabschnitt vom Bremer Weserwehr bis zur Mündung in die Nordsee bezeichnet, welche auch den Gezeiten unterliegt.
In diesem Querformat liegt der Horizont deutlich unter der Bildmitte, wobei der Darstellung des Himmels der hauptsächliche Bildanteil zukommt. Diese Horizontlinie wird durch eine extrem reduziert angelegte Landschaft markiert. Die weiße Gischt der Weserwogen korrespondiert so stark mit den weißen Segeln der beiden zu erkennenden Boote im Mittelgrund sowie den weißen Wolken am Himmel, dass das Gemälde eine intensive Geschlossenheit ausstrahlt. Bertelsmann fängt sein Motiv aus einer leicht erhöhten Position ein und kann dadurch die Weite der flachen Wasserlandschaft zum Ausdruck bringen. Fast meint man das Rauschen der Wellen und des Windes hören zu können.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Andrea Fink, Kunsthistorikerin
Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und freie Publizistin Andrea Fink hat in Bochum und Wien Kunstgeschichte, Kultur- und Geisteswissenschaften, Neuere Geschichte und Philosophie studiert. 2007 folgte die Promotion zum Werk des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay. Als freie Kuratorin und Kunstberaterin zählen zu ihren Auftraggebern u.a. Kunstverein Ahlen, Kunstverein Soest, Wella Museum, Museum am Ostwall Dortmund, ThyssenKrupp AG, Kulturstiftung Ruhr, Osthaus Museum Hagen, Franz Haniel GmbH, Kunsthalle Krems, Österreich.