Über das Werk
Christian Rohlfs gehört zu den großen Malern des 20. Jahrhunderts, sein Spätwerk zu den eigenständigsten Positionen der Zeit. Nachdem er in jüngeren Jahren eine Entwicklung vom Realismus über Impressionismus und Neo-Impressionismus hin zu expressiven Tendenzen durchlaufen hatte und 1919 anerkennend als „Mittler zwischen Altem und Neuem, zwischen Vergangenem und Zukünftigem” bezeichnet wurde, eroberte sich der inzwischen über 70-Jährige in den 1920er- und 1930er Jahren noch einmal völlig neue Maltechniken und -methoden. Die Ölfarbe empfand er zunehmend als ein „zu widerspenstiges Material” und widmete sich nun großformatigen Aquarellen und Arbeiten in Wassertempera.
Seine Leidenschaft gilt häufig Landschaften und Stillleben: Ein Blumenstrauß, eine Blüte oder auch nur ein einzelner Zweig werden zu eindrucksvollen Protagonisten einer Malerei, die vor koloristischem Reichtum und vitaler Farbigkeit nur so strotzt.
Nicht selten ist es ein Akkord von zwei Farben, deren Klänge sich gegenseitig ergänzen und steigern. So auch in den Schwarzen Beeren aus dem Jahr 1921 – einem ausdrucksstarken Aquarell mit Tempera, in dem die dunklen Zweige des Vordergrunds wie knapp formulierte kalligrafische Zeichen vor dem flutenden Blau des Hintergrunds emporranken. „Dass ein Kunstwerk Persönlichkeit hat”, so der Künstler schon 1911, „ist die einzige Forderung, die Berechtigung hat […].”
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Doris Hansmann, Kunsthistorikerin
Studium der Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Anglistik und Romanistik an der Universität zu Köln, 1994 Promotion. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstmuseum Düsseldorf. Lektorin und Projektmanagerin im Wienand Verlag, Köln. Freiberufliche Tätigkeit als Autorin sowie Lektorin und Buchproduzentin für Verlage und Museen im In- und Ausland. Ab 2011 Cheflektorin im Wienand Verlag, von 2019 bis 2021 Senior Editor bei DCV, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft, Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.