Über das Werk
Nach den dreidimensionalen Migof-Objekten, den oft giftig grellfarbenen Materialcollagen der 1960er-Jahre und den fantastischen Szenerien der großformatigen Grisaillen in den 1970er-Jahren wendet sich Bernard Schultze zu Beginn der 1980er-Jahre in seinem malerischen Schaffen wieder verstärkt einer wärmeren Farbigkeit zu.
In seiner gedämpften Farbgebung und der Anlage der Komposition an den von Schultze hochgeschätzten Maler James Ensor erinnernd, weist das 1981 entstandene Aquarell Vielleicht aus einem Fenster deutliche Parallelen zu den großformatigen Leinwandbildern dieser Zeit auf. Dabei unterscheiden sich seine Aquarelle jedoch vor allem durch eine noch transparentere Farbigkeit. Schultze zu seiner Aquarelltechnik: „Nicht anders verlief die Reise ins Unbekannte, wenn ich den Pinsel und die Aquarellfarben nahm: Sehr trocken benutzte ich die Farbe, Ton neben Ton zu einer inneren Landschaft mit Lüften und Erdmassen verwoben, mit einem Versunkensein in den wuchernden Schoß alles Blühen und Vergehens.”(1)
Um ein vertikales, helles Zentrum türmen sich am unteren Rand und an den Seiten des Blattes emporwirbelnde rötlichbraune Farbstrudel. Herabstürzende kristalline Strukturen in subtilen Braun-, Grün- und Blauabstufungen ziehen den Blick des Betrachters in die Raumtiefe einer imaginären Landschaft oder eines Gartens. Wie so oft bei Schultze ergänzt der assoziative Bildtitel den landschaftlich-naturhaften Eindruck der Arbeit.
1 Zit. nach: Christoph Brockhaus, Deutsche Zeichnungen der Gegenwart, Ausst.-Kat. Museum Ludwig, Köln 1982.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Barbara Herrmann