Über das Werk
Edouard Beaucamp beschrieb Bernard Schultzes Kunstschaffen einmal als ein "labyrinthisches System gezeichneter und gemalter innerer Monologe und Träume". Treffender könnte man dieses einzigartige, unvergleichliche Œuvre kaum bezeichnen, das im Surrealismus seinen Ausgangspunkt nahm und sich über die Zeitläufe hinweg immer wieder in wuchernden Dickichten vegetabiler Formen, in farbigen Gespinsten und Verästelungen, in vielfältigen Metamorphosen manifestierte.
So auch dieses Gemälde aus dem Jahr 2002 mit dem Titel Auf und Nieder. Rinnsale ergießen sich von oben herab über die Bildfläche, während sich gleichzeitig aus der linken unteren Ecke farbige Dämpfe in die Lüfte zu erheben scheinen. Alles hier ist in einem stetigen Wandel begriffen, kann sich im nächsten Moment schon verändert haben, nicht nur die farbige Aktion im Zentrum des Bildes, sondern auch der wolkige, gelblich-grün durchleuchtete Hintergrund.
Rückblickend auf einige Jahrzehnte seiner Arbeit schrieb Bernard Schultze 1993: "Alles an innerer Bereitschaft, an Vorhaben formiert sich nach Bretons berühmtem Satz: ‚unter dem Diktat des Unbewußten'. Jedesmal, voller Abenteuerlust beginne ich irgendwo auf der leeren, strahlend weißen Leinwand. Vielleicht wird es eine Blumeninsel, um dann in die Verzweigungen meiner ‚inneren Landschaft' zu münden."
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Doris Hansmann, Kunsthistorikerin
Studium der Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Anglistik und Romanistik an der Universität zu Köln, 1994 Promotion. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstmuseum Düsseldorf. Lektorin und Projektmanagerin im Wienand Verlag, Köln. Freiberufliche Tätigkeit als Autorin sowie Lektorin und Buchproduzentin für Verlage und Museen im In- und Ausland. Ab 2011 Cheflektorin im Wienand Verlag, von 2019 bis 2021 Senior Editor bei DCV, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft, Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.