Über das Werk
Als Fritz Overbeck das Gemälde Sommerwolken II malte, lebte er bereits seit zehn Jahren in Worpswede und war mit seinen Darstellungen der norddeutschen Landschaft berühmt geworden. Der unverstellte Blick bis zum Horizont und der hohe Himmel mit bewegten Wolken waren die zentralen Motive vieler seiner Werke.
Auf den ersten Blick besticht das Gemälde durch den starken Farbakkord aus klarem Blau und Weiß am Himmel und leuchtendem Gelb und dunklem Grün am Boden. Durchbrochen wird die Linie des Horizonts nur durch eine Reihe von Bäumen, die das Bild rhythmisieren. Bemerkenswert ist der Einsatz der Diagonale: Nicht nur das perspektivisch rautenförmig dargestellte Kornfeld im Vordergrund prägt die Komposition – zwei auffallend geometrische Wolkenausschnitte in den oberen Bildecken greifen die diagonale Form auf und schließen das Bild gleichsam in einen rhombusförmigen Rahmen ein. Es erhält so eine geschlossene, wohl durchkomponierte Form und strahlt eine erhabene Ruhe und Ausgewogenheit aus.
Dass Fritz Overbeck mit der Gestaltung dieses Bildes gerungen hat und die strukturierenden Diagonalen wohl erst in einem zweiten Schritt in das Werk hineinarbeitete, geht aus einem Brief an seine Frau Hermine Overbeck-Rohte hervor. Am 14. August 1904 schrieb er ihr über „das Kornfeld mit großen weißen Wolken, welches ich im Winter anfing, das aber damals über ein langweiliges Stadium nicht hinauskam. Jetzt habe ich es ,verbessert’, d.h. interessanter gemacht.”
Sommerwolken II zählt dank seiner markanten Komposition und leuchtenden Farbigkeit zu den wichtigen Leinwandgemälden Overbecks aus der Worpsweder Zeit und markiert zugleich den Übergang in eine neue Schaffensphase des Künstlers: Nur ein Jahr nach der Entstehung des Bildes verließ Overbeck Worpswede und ließ sich im Norden von Bremen an der Schönebecker Aue nieder, wo ihn das Motiv der sonnendurchfluteten Landschaften weiter beschäftigte.
Text verfasst und bereitgestellt von Katja Pourshirazi