Über das Werk
Ernst Barlach gehört zu den vielseitigsten deutschen Künstlern seiner Generation: Als Bildhauer, Zeichner und Grafiker, aber auch als Schriftsteller machte er sich einen Namen. Sein skulpturales Werk – darunter Holzplastiken ebenso wie Bronzegüsse – ist angesiedelt zwischen Realismus und Expressionismus und verbunden mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen.
Die Frau mit untergeschlagenen Armen entstand 1922, in dem Jahr, in dem in Kiel auch sein Ehrenmal einer Schmerzensmutter eingeweiht wurde. Der Künstler fertigte seine weibliche Figur mit der zeitgenössischen Kleidung in einer geschlossenen, blockhaften Gestaltung, die wenig Raum für Details lässt. In Gestik und Mimik zeigt sich die junge Frau reserviert und unzugänglich, ja fast ein wenig trotzig. Keinerlei Regung bewegt ihren standfesten Körper mit den schützend vor der Brust verschränkten Armen, und auch ihre Physiognomie gibt keinerlei Emotionen preis. Gleichwohl lassen ihre Gesichtszüge ebenso wie ihre Haltung Entschlossenheit und Durchsetzungsfähigkeit erahnen.
Es ist die Rätselhaftigkeit und Undurchschaubarkeit der Dargestellten in Verbindung mit der Kraft der gestalterischen Geschlossenheit, welche die besondere Qualität von Barlachs Plastik ausmacht.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Doris Hansmann, Kunsthistorikerin
Studium der Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Anglistik und Romanistik an der Universität zu Köln, 1994 Promotion. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstmuseum Düsseldorf. Lektorin und Projektmanagerin im Wienand Verlag, Köln. Freiberufliche Tätigkeit als Autorin sowie Lektorin und Buchproduzentin für Verlage und Museen im In- und Ausland. Ab 2011 Cheflektorin im Wienand Verlag, von 2019 bis 2021 Senior Editor bei DCV, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft, Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.