Ernst Barlach - Sitzender Gottvater, 1920
Bronze
48 x 42 x 30 cm
18 x 16 x 11 inch
auf der Plinthe hinten links signiert, nummeriert: „E. Barlach 4/6“
darunter Gießerstempel: „H. NOACK BERLIN“
Auflage: 6 nummerierte Güsse ab 1983
N 9441
Expertise:
Ernst Barlach Lizenensverwaltung, Ratzeburg
Provenienz:
Nachlass Ernst Barlach, Ratzeburg
Werkverzeichnis:
Elisabeth Laur, Ernst Barlach, Das plastische Werk, Ernst Barlach Stiftung Güstrow, 2006, Werkverzeichnis Nr. 303 mit Abbildung Seite 165*
Ausstellungen:
Essen, Galerie Neher, Herbst-Winter 2021, Katalog mit farbiger Abbildung Seite 19
Ernst Barlach - Sitzender Gottvater, 1920
Bronze
48 x 42 x 30 cm
18 x 16 x 11 inch
auf der Plinthe hinten links signiert, nummeriert: „E. Barlach 4/6“
darunter Gießerstempel: „H. NOACK BERLIN“
Auflage: 6 nummerierte Güsse ab 1983
N 9441
Expertise:
Ernst Barlach Lizenensverwaltung, Ratzeburg
Provenienz:
Nachlass Ernst Barlach, Ratzeburg
Werkverzeichnis:
Elisabeth Laur, Ernst Barlach, Das plastische Werk, Ernst Barlach Stiftung Güstrow, 2006, Werkverzeichnis Nr. 303 mit Abbildung Seite 165*
Ausstellungen:
Essen, Galerie Neher, Herbst-Winter 2021, Katalog mit farbiger Abbildung Seite 19
Über das Werk
Im Gesamtwerk von Ernst Barlach findet sich eine Vielzahl christlich-religiöser Motive. Sein Sitzender Gottvater zeigt den Weltenschöpfer quasi en passant und zutiefst menschlich. Für Barlach war der Glaube ein Teil der menschlichen Wirklichkeit. Er wuchs in einem protestantischen Elternhaus auf, ihn aber als christlichen Künstler zu bezeichnen, wäre unpassend. Vielmehr können die religiösen Themen in seinem Schaffen als Suche nach dem Sinn des Lebens verstanden werden. Mit seiner Kunst geht Barlach der Frage nach, was den Menschen ausmacht, was ihn schaffen und ausharren lässt. „Immer wieder kreist meine Lust und mein Schaffensdrang um die Probleme des Lebenssinnes und der anderen großen Berge im geistlichen Bereiche.“(1)
In einem seiner Briefe formulierte er auch: „Dogma und Kirche, tiefer Glaube an die Lehre geben dem Künstler seine Motive, aber weder Glaube noch Lehre sind das Wesentliche, sondern nur Helfer und Anreger, Gelegenheitsmacher dem Bedürfnis des ‚Über-sich-Hinaus‘ des Schaffenden.“(2)
Das Thema seiner Werke ist das Menschsein an sich und alle damit verbundenen Fragen nach dem Tod, nach dem Danach, nach Auferstehung. Auch die Überlegung, ob es denn einen Gott gebe, eine höhere Instanz, ist Teil von Barlachs Lebensfragen. Sein Sitzender Gottvater ist ein gütiger, liebender Gott. Vergleichend kann hier auf den Holzschnitt aus der Bildfolge zu Friedrich Schillers „An die Freude“ verwiesen werden, die Barlach allerdings erst 1924/25 gearbeitet hat. Einer der insgesamt neun Holzschnitte zeigt die Figur des Gottvaters in einer Gloriole, frontal in langem Gewand mit angezogenen Beinen und ausgebreiteten Armen. Ebenso wie in unserer Bronze straft Gott hier nicht, sondern segnet. Er ist eine verzeihende Instanz, mit geöffneten Armen kommt er uns entgegen, um Zweifelnde und Suchende aufzunehmen.
1 Zit. nach: Carl Dietrich Carls, Ernst Barlach. Das plastische, graphische und dichterische Werk, Berlin 1958, S. 117.
2 Brief an Wolf-Dieter Zimmermann vom 12.2.1933, zit. nach Ernst Barlach, Die Briefe II. 1925–1938, hrsg. von Friedrich Droß, München 1969, S. 351.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Andrea Fink, Kunsthistorikerin
Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und freie Publizistin Andrea Fink hat in Bochum und Wien Kunstgeschichte, Kultur- und Geisteswissenschaften, Neuere Geschichte und Philosophie studiert. 2007 folgte die Promotion zum Werk des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay. Als freie Kuratorin und Kunstberaterin zählen zu ihren Auftraggebern u.a. Kunstverein Ahlen, Kunstverein Soest, Wella Museum, Museum am Ostwall Dortmund, ThyssenKrupp AG, Kulturstiftung Ruhr, Osthaus Museum Hagen, Franz Haniel GmbH, Kunsthalle Krems, Österreich.