Über das Werk
Seit Mitte der 1920er Jahre finden sich im Werk von Otto Modersohn immer wieder Stillleben mit Blumensträußen. Dieser befindet sich in einer grauen Steingutvase auf einem mit einer blauen, weiß gemusterten Tischdecke bedeckten Tisch vor einem rot gemusterten Sofa. Bei den Blumen handelt es sich unter anderem um Kornblumen und Schafgarben, also eher um ein Gebinde aus Naturblumen als um einen Floristenstrauß. Das Gemälde spricht gleichermaßen durch seine Farbintensität wie durch die detaillierte und filigrane Darstellung der einzelnen Blüten und Blätter. Die flimmernde Farbenpracht wirkt abwechslungs- und nuancenreich. Und obwohl es sich um eine Interieurdarstellung handelt, lässt sich Modersohns Verbundenheit mit der Natur auch in diesem Werk spüren.
Das Motiv an sich wirft ein präzises Schlaglicht auf zahlreiche Aspekte, die von zentraler Bedeutung für die moderne Kunst sind: Abstraktion und Expression sowie der Symbolwert spielen bei der Komposition des Blumenstilllebens eine wichtige Rolle. Zudem wird einerseits die Diskussion um Originalität und Konvention angeregt, andererseits ist auch der Dialog zwischen Natur und Kunst ein immanentes Bildthema.
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Andrea Fink, Kunsthistorikerin
Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und freie Publizistin Andrea Fink hat in Bochum und Wien Kunstgeschichte, Kultur- und Geisteswissenschaften, Neuere Geschichte und Philosophie studiert. 2007 folgte die Promotion zum Werk des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay. Als freie Kuratorin und Kunstberaterin zählen zu ihren Auftraggebern u.a. Kunstverein Ahlen, Kunstverein Soest, Wella Museum, Museum am Ostwall Dortmund, ThyssenKrupp AG, Kulturstiftung Ruhr, Osthaus Museum Hagen, Franz Haniel GmbH, Kunsthalle Krems, Österreich.