Otto Modersohn - Überschwemmung (Atelierblick), ca. 1926
Öl auf Leinwand
50 x 80 cm / gerahmt 64 x 95 cm
19 x 31 inch / gerahmt 25 x 37 inch
signiert "O. Modersohn"
rückseitig auf dem Keilrahmen betitelt "Überschwemmung"
Expertise Rainer Noeres vom 28. 08. 2013,
Otto Modersohn Museum, Fischerhude
- mit handgearbeitetem Modellrahmen -
N 9240
Otto Modersohn - Überschwemmung (Atelierblick), ca. 1926
Öl auf Leinwand
50 x 80 cm / gerahmt 64 x 95 cm
19 x 31 inch / gerahmt 25 x 37 inch
signiert "O. Modersohn"
rückseitig auf dem Keilrahmen betitelt "Überschwemmung"
Expertise Rainer Noeres vom 28. 08. 2013,
Otto Modersohn Museum, Fischerhude
- mit handgearbeitetem Modellrahmen -
N 9240
Über das Werk
Die besondere Stimmungsqualität düsterer Herbst- und Wintertage, abendlicher Dämmerung oder des fahlen nächtlichen Mondscheins darf als das Leitthema von Otto Modersohns Spätwerk bezeichnet werden. Die entschiedene, bisweilen kräftige Farbigkeit der früheren Bilder weicht nun einer zarten, lasierenden Tonigkeit, das Sonnenlicht einem neblig–trüben Dämmerschein, klar umrissene Bildgegenstände einem feinen Gewebe sich durchdringender, filigraner Pinselstriche. „Die breiten Pinsel sind gut zur Anlage“, schrieb der Künstler 1933, „später arbeite ich besonders gern mit kleinen spitzen Pinseln, wenn man damit über farbige, ausgeführte Stellen geht, wird die Fläche lockerer, geheimnisvoller […] es entsteht ein Weben, Vibrieren […] – alles Harte verschwindet […].“
So auch hier, in dem Blick des Malers auf die spätherbstliche oder winterliche Landschaft. Die Wümme, das kleine Flüsschen, welches sich bei Fischerhude zu einem Binnendelta, den sogenannten „Wümmewiesen”, verästelt, ist über die Ufer getreten und hat bis auf wenige grüne Inseln die gesamte Ebene überschwemmt. Überall in den riesigen Wasserflächen finden sich spiegelnde Reflexe der umgebenden Landschaft, die dem Gemälde eine reizvolle, vibrierende Leichtigkeit verleihen. Dicht stehende Bäume entlang des breiten Weges, der sich in die Bildtiefe hineinzieht und an einem einsamen Gehöft endet, recken ihr kahles winterliches Geäst in den fahl erleuchteten Himmel hinein. Die Konturen der Bildgegenstände befinden sich in Auflösung und scheinen ganz in der duftig weichen Atmosphäre des Wintertages aufzugehen. Die Farbtupfer im tonigen Gefüge der Figuren mit ihren roten und blauen Kleidern und der weißen Haube sowie die Pferdekutsche und dem Mann mit dem Borstenvieh.
Es sind die stillen, melancholischen Momente der Landschaft, die der Maler nun festhält, durchdrungen von sensibler Empfindung, verträumt, mystisch, „ganz zart, innig, intim“. „Mir liegt vor allem nur das Geahnte, Angedeutete“, schreibt Otto Modersohn 1935 in sein Tagebuch, „darum liegen mir vor allem Dämmerungen, Mondschein etc. Das war der Reiz vieler Kompositionen, das ist meine persönliche Art.“
Text verfasst und bereitgestellt von Dr. Doris Hansmann, Kunsthistorikerin
Studium der Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Anglistik und Romanistik an der Universität zu Köln, 1994 Promotion. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstmuseum Düsseldorf. Lektorin und Projektmanagerin im Wienand Verlag, Köln. Freiberufliche Tätigkeit als Autorin sowie Lektorin und Buchproduzentin für Verlage und Museen im In- und Ausland. Ab 2011 Cheflektorin im Wienand Verlag, von 2019 bis 2021 Senior Editor bei DCV, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft, Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.