Über das Werk
Um 1910 ist Louise Modersohn-Breling, seit 1909 dritte Ehefrau von Otto Modersohn, ein häufig gemaltes Motiv. Dies mag sich mit der anhaltenden Verliebtheit des Malers erklären. Immer wieder malt er sie auf ausgedehnten Spaziergängen als belebendes Element in der Wiesenlandschaft um Fischerhude. Das Bild Sommerabend mit Mond ist eine der seltenen hochformatigen Studien dieser Zeit. An einem warmen Juliabend grüßt uns Louise Modersohn im violetten Sommerkleid mit erhobenem Arm vor grüner Wiese und gelbem Feld. Hinter ihr – noch am hellblauen Himmel – zeigt sich schon der volle Silbermond. Überschirmt und gerahmt wird die Figur von dunklen blaugrünen Baumformen. Die Malerei verleugnet nicht den großen Einfluss, den der Eindruck der Gemälde Vincent van Goghs in diesen Jahren auf Otto Modersohn ausübte. Seine sehr persönliche malerische Handschrift bleibt dennoch unverwechselbar. Unvergessen ist, dass sich Otto Modersohn 1911 als einziger der Worpsweder Künstler für den Ankauf des Bildes Das Mohnfeld von Vincent van Gogh – gegen Widerstände – durch die Kunsthalle Bremen einsetzte und sich „Im Kampf um die Kunst“ als Antwort auf die Streitschrift „Ein Protest Deutscher Künstler“ an die Seite von Gustav Pauli, Harry Graf Kessler, Max Liebermann, August Macke, Franz Marc, Christian Rohlfs, Max Beckmann und anderen stellte.
Text verfasst und bereitgestellt von Rainer Noeres, Leiter des Otto Modersohn-Museums in Fischerhude,
geb. 1948. Schriftsetzerlehre in Hamburg von 1965-1968. Studium der freien Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (HfbK) von 1968-1973. Mitgründer und betreibender Teilhaber der Produzentengalerie Hamburg von 1973-2009. Lehrauftrag für Malerei an der HfbK 1974.
Seit 1976 verheiratet mit Antje Modersohn, der Tochter Christian Modersohns, drei gemeinsame Kinder. Maßgeblich beteiligt am Aufbau des Otto Modersohn-Museums und Archivs in Fischerhude seit 1977. Verantwortlich für die Erstellung des Werkverzeichnisses der Werke Otto Modersohns seit 1980. Planung und Durchführung zahlreicher Ausstellungen und Kooperationen mit Museen und Kunstvereinen im In- und Ausland. Autor von grundlegenden Veröffentlichungen zum Werk Otto Modersohns. Seit 2010 als Leiter des Museums tätig, sowie als ehrenamtlicher Geschäftsführer der 1989 gegründeten Otto-Modersohn-Gesellschaft e.V. und der Otto-Modersohn-Stiftung. Vorstandsmitglied der Otto-Modersohn-Stiftung und des 2015 gegründeten Otto-Modersohn-Museum-Tecklenburg e.V. in Tecklenburg/Westf. (Webseite besuchen)